Die Dragoner Schwadron 21 im Aktivdienst 1939-45


Inhaltsverzeichnis:


Einige Erinnerungen an die Aktivdienstzeit, nach Sachgebieten geordnet

  1. Wehrbereitschaft
  2. Mannschaftsausrüstung
  3. Dragonersäbel
  4. Mannschaftsverpflegung
  5. Tagessold und Lohnausgleich der Soldaten und Unteroffiziere
  6. Urlaub
  7. Pferdefutter
  8. Ein Teil unserer Offiziere war arrogant
  9. Ungerechte Behandlung einer Dienst-Kompensation
  10. Unmögliche Befehle und Weisungen
  11. Wer nicht schweigen kann, schadet der Heimat
  12. Gruss- und Meldepflicht
  13. Inspektionen und Strafen
  14. Zwei fast unglaubliche Dragoner-Schicksale
  15. Ein guter Soldat ist verpönt
  16. Unteglementarische, ungerechtfertigte und ungerechte Bestrafungen
  17. Racheakt und Schiksalsschlag
  18. Unrühmliche Flucht vieler Zivilisten aus dem Grenzregionen ins Landesinnere
  19. Empfang von Bundesrat Karl Kobelt in St.Gallen
  20. Liquidation der Schweizer Kavallerie
  21. Zum Schluss noch zwei positive Diensterlebnisse mit anderen Einheiten

1. Wehrbereitschaft

Meiner Meinung nach wurde die Gefahr weit unterschätzt, die Deutschland seit der Wahl von Adolf Hitler zum Reichskanzler (anfangs 1933) für uns Schweizer darstellte. Bis etwa 1936 war die Bedrohung unseres Landes aus dem Norden nicht als besonders gravierend empfunden worden. Und als echt gefährlich beurteilte man doch die Lage erst im Zusammenhang mit der Niederlage Frankreichs im Juni 1940.

Dass die Bewaffnung und Ausrüstung unserer Armee grossteils veraltet und ungenügend war, merkte man bald - sie hatte seit dem Ende des Ersten Weltkriegs (1918) stagniert. Erst als Hitler nach 1936 in stets zunehmendem Masse mit dem Säbel rasselte, konnte der beliebte Chef des Eigenössischen Militärdepartements, Bundesrat Rudolf Minger, die Aufrüstung unserer Armee voranzutreiben. Dank der weit überzeichneten Wehranleihe von 1936 und den endlich fliessenden Krediten für die Landesverteidigung konnte massiv aufgerüstet und die Schweizergrenze befestigt werden. Nur war nun die Zeit bis 1939 viel zu kurz, um auch nur einen kleinen Teil der militärischen Forderungen zu erfüllen.

Vor allem standen bei der Kriegsmobilmachung von 1939 viel zu wenig Panzerfahrzeuge und eine weitgehend veraltete Artillerie sowie zu wenig Munition zur Verfügung.

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2. Mannschaftsausrüstung

Wie schon erwähnt, war unsere Mannschaftsausrüstung unzureichend. Bei uns Dragonern war beispielsweise kein zweckmässiger Regenschutz vorhanden, und die durchnässten Stiefel konnten anderntags oft nicht angezogen werden. Nach längeren Ritten bei Regenwetter war ein Teil der Schwadron während vieler Tage kampfunfähig.

Ein weiterer grosser Nachteil war, dass bei langen Ritten die Dragoner nicht ausreichend Ersatzwäsche mitnehmen konnten, da für diesen Zweck nur eine Satteltasche zur Verfügung stand - und vieles andere mehr.

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3. Dragonersäbel

Zur üblichen Soldatenschule gehörten zu Beginn des Aktivdienstes auch Nahkampfübungen mit dem Säbel, wie zu Urgrossvaters Zeiten. Gelegentlich mussten unsere stumpfgewordenen Säbel scharf geschliffen werden, was in Schmiedewerkstätten und Schlossereien auf Schmirgelmaschinen geschah.

Im Aktivdienst war es den Urlaubern nicht gestattet, ohne Uniform und Säbel auszugehen : 1939 bis Mitte 1940 war der Dragonersäbel noch als Ordonnanzwaffe zu tragen. Bei Restaurantbesuchen mussten die Säbel an der Garderobe deponiert werden.

Mitte 1940 kam plötzlich der Befehl, alle Säbel einzuziehen. Die Mannschaft hoffte, dass ihr der zur Ausrüstung gehörende Säbel als Andenken überlassen würde, nachdem diese nostalgische Waffe keinen Kampfwert mehr hatte. Leider konnte man aber keinen Säbel kaufen.
Nach Kriegsende habe ich versucht, ein solches Andenken von einem Zeughaus zu erstehen.

Die kantonale Zeughausverwaltung in St.Gallen als auch die eidgenössische Zeughausverwaltung in Bern erklärten sich jedoch ausserstande, meinem Wunsche nachzukommen.

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4. Mannschaftsverpflegung

Die Verpflegung war durchwegs ausreichend, jedoch manchmal von mangelhafter Qualität. Morgens gab es meist wässerigen Milchkaffee oder Kakao, beides mit Brot. Der Kaffee oder der Kakao reichte für die durstigen Kehlen oft nicht aus, so dass bei jeder Nachfassung in der Küche die Brühe durch Aufdrehen des Wasserhahns gestreckt wurde. Nachher war vielfach kaum mehr zu erkennen, ob es sich um Kaffe, Tee oder Kakao handelte. Als Beigabe zum Kaffee gab es meistens Emmentaler- oder Greyerzerkäse der dritten Qualität, wobei der Käse manchmal steinhart war. Hie und da wurden Zwieback oder Knäckebrot verabfolgt.

Vor allem während der ersten Aktivdienstzeit gab es mittags oft Suppe und "Spatz" (Fleischstücke), und als Beilage Linsenmus, weisse Bohnen, Salzkartoffeln oder gekochten Kohl. Oefters gab es auch Rindsgulasch mit Kartoffeln, wobei das Fleisch manchmal kaum sichtbar war.

Abends bekamen wir oft Pilawreis und Kabissalat oder Reis mit Zwetschgenkompott udgl. Allmählich wurde der Mannschaft eine etwas abwechslungsreichere Verpflegung verabfolgt, was u.a. durch das aufgestockte Küchenpersonal möglich wurde. Ich glaube, dass uns die meisten andern Waffengattungen bezüglich Verpflegung voraus waren.

In den Jahren 1939/40 herrschte die Maul- und Klauenseuche, was massenhafte Abschlachtungen von schönen und teilweise jungen Tieren zur Folge hatte, wovon wir Soldaten profitierten. Ein Teil des Fleisches wurde allerdings zu Konserven verarbeitet und in den Verpflegungsmagazinen eingelagert. Zeitweilig gab es Schaffleisch (auch von alten Schafen und von Böcken), deren Geschmack den meisten Wehrmännern gar nicht behagte.

Ab 1942 wurde die Lebensmittelverknappung gravierend. Die Bäckereien - auch die Armee-Bäckereien - wurden angewiesen, dem Brotteig Kartoffeln beizumischen, um Getreide zu sparen. Dieses Brot war in frischem Zustand wohl geniessbar, aber es war nicht lange haltbar, so dass oft Gärungen auftraten und das Brot Fäden zog. Schlimm für uns war, dass gemäss Vorschrift des Bundesrates das Brot erst am dritten Tag seit der Herstellung verteilt werden durfte, so dass man oft Mühe hatte, es überhaupt essen zu können.

In den Armee-Bäckereien wurde insofern öfters gesündigt, als das ofenwarme Brot direkt in Säcke verpackt wurde und so "erstickte". Oft verfütterten wir Dragoner das Militärbrot den Pferden und kauften bei den örtlichen Bäckern etwas besseres Brot, sofern wir Brotmarken hatten oder sofern wir es ohne Lebensmittelmarken bekamen. Verhungert ist allerdings keiner von uns, aber dick ist auch niemand geworden.

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5. Tagessold und Lohnausgleich der Soldaten und Unteroffiziere

Zu Beginn des Aktivdienstes bezog die Mannschaft folgenden Sold und Lohnausgleich :
- Sold der Soldaten Fr. 2.--
- Sold der Korporäle Fr. 3.--
- Sold der Wachtmeister Fr. 3.50
- Lohnausgleich für Ledige Fr. -.50
- Lohnausgleich für Verheiratete Fr. 3.50

Ab Frühjahr 1940 wurden die Ansätze der Lohnausgleichskasse sukzessive angehoben. Als Kosten-Preis-Vergleich muss allerdings erwähnt werden, dass damals eine Flasche Bier nur 50 Rappen kostete.

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6. Urlaub

Dieser Begriff war für mich fast ein Fremdwort. Ich kam nämlich meistens ins Hintertreffen, weil die Landwirte, Käser oder Studenten etc. bei der Urlaubsgewährung immer Vorrang hatten. Wegen der vielen Dispensationen bei den vorgenannten Berufen durfte angeblich der Sollbestand nicht noch durch zusätzliche Urlaube geschwächt werden. Unter dieser Regelung litt ich als lediger Nichtbauer während des ganzen Aktivdienstes.

Für Beurlaubungen zeigten unsere Kommandanten besonders gegenüber Kleinbetrieben wenig Verständnis, trotzdem es zum Überleben manchmal auf eine Einzelperson ankam. Die meisten Offiziere stammten aus Grossbetrieben, wo zuhause genügend Führungs- und Fachkräfte vorhanden waren.

Es waren uns jedoch Beurlaubungen bekannt, die durch zu weiche Ärzte oder dank Referenzen ermöglicht wurden. Und nach dem Aktivdienst wurde auch ruchbar, dass höher gestellte Persönlichkeiten
mit eigenen Firmen oft monatelange Urlaube hatten geniessen dürfen.
Bei Stellenausschreibungen für Staats-, Bahn- und Postdienste udgl. hatte es jeweils einen grossen Andrang gegeben, unter anderem auch, um militärdienstfrei zu werden.

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7. Pferdefutter

Die Futterzuteilung war zu theoretisch ausgelegt, so dass die zugeteilten Hafer- und Heu-Rationen für manche Tiere nicht ausreichend waren, und die Pferde mit Vorliebe das eingestreute Stroh frassen.

Um dies den Pferden zu verwehren, mussten wir das frische Stroh hinten einstreuen und das verschmutzte Material vorne einbetten, so dass die Pferde weniger Lust auf das Verspeisen des Strohs hatten.
Während der ersten Aktivdienstzeit wurde den Pferden der Hafer naturell (nicht gequetscht) verfüttert, was oft zur Folge hatte, dass die Pferde nach einem anstrengendem Ritt den vorher verfütterten Hafer unverdaut als Mist abgaben (Spatzenfutter).

Leider musste aber auch festgestellt werden, dass gewisse Stallwächter nachts die Nachbarpferde etwas kürzer anbanden, so dass ihre eigenen Pferde ausgiebiger zu Futter kamen. Gelegentlich wurde so ein Missetäter erwischt und bestraft. Manchmal wurden auch Heustöcke der Bauern "angezapft", um den armen Tieren die Mahlzeiten etwas aufzubessern.

Als 1942 der Hafer Mangelware wurde, gab es als Haferersatz Zellulose (Kartonschnitzel) als Beimischung. Die Pferde waren von diesem Futter gar nicht begeistert und verstanden es, das Futtergemisch mit den Nüstern in der Krippe so lange umherzublasen, bis das letzte Haferkorn ausgesucht war.

Um Abhilfe zu schaffen, wurde der Hafer gequetscht und die Mischung angefeuchtet, um auf diese Weise den Pferden den Entmischungsvorgang zu erschweren. Etwas besser konnte die Zellulose verfüttert werden, wenn sie mit Zuckermelasse angefeuchtet war.

Mit den Haferzuteilungen klappte es insofern nicht immer, als der Hafer schon zwei Tage vor der Demobilmachung ausgegangen war. Umgekehrt war bei der Entlassung oft noch Hafer überschüssig.
Einmal gab es einen Wirbel, als einige Säcke überschüssigen Hafers vor der Entlassung von "unbekannt" abgeführt worden war. Es kam an den Tag, dass ein Unteroffizier der Schuldige war, und den Hafer mit einem Fuhrwerk nach Wittenbach abgeführt hatte. Vor der Entdeckung des Diebs waren ortsansässige Dragoner verdächtigt worden.

Der Schwadronskommandant war aber nicht gewillt, in dieser Sache etwas zu unternehmen. Im Gegenteil wurde, um den Diebstahl zu vertuschen, vom Schwadronsbüro ein Lieferschein ausgestellt,
dass der fehlende Hafer vom Magazin des Schulhauses in das Magazin "Waldau" verschoben worden sei.

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8. Ein Teil unserer Offiziere war arrogant

Ein Teil unserer Offiziere befehligte die Mannschaft mit ungerechtfertigtem Stolz und mit Arroganz, und plagte uns vielfach unnötig. Diese Offiziere schafften es nie, zu ihren Wehrmännern ein Vertrauensverhältnis zu schaffen. Die meist aus Landwirten bestehenden Dragoner mussten oft genug spüren, dass sie nur als Marionetten dienten, die man nach Lust und Laune formen und bewegen konnte.

Erwähnen möchte ich auch noch, dass gewisse Offiziere in ihrem militärischen Eifer weder Menschlichkeit noch Tierliebe kannten, indem sie trotz der oft prekären Aktivdienst-Verhältnisse und der Bedrohung von aussen Mann und Ross als "Verbrauchsmaterial" betrachteten und entsprechend behandelten.

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9. Ungerechte Behandlung einer Dienst-Kompensation

Am 11. November 1943 wurde ich bei der Verpflegungstransportkolonne in Chur entlassen, wo ich mit dem requirierten Lastwagen unserer Firma zwei Monate Aktivdienst geleistet hatte. Der Kolonnenkommandant, Oblt Luchsinger, übergab mir ein Schreiben zuhanden des Kommandos der Drag Schw 21, worin er bestätigte, dass ich mit unserem Fahrzeug aufgeboten worden sei und 60 Tage Aktivdienst geleistet habe.

Ich reichte ein Gesuch an das Schwadronskommando ein, mir die geleisteten Diensttage anzurechnen und als Kompensation Urlaub zu gewähren. Trotz der beiliegenden Bestätigung von Oblt. Luchsinger kam prompt der Bescheid : Abgelehnt, Einrücken am 3. Dezember 1943. Als ich bei der Schwadron eintraf, war sie in Uster stationiert. Die Dienstdauer war unbekannt. Ich wurde ins Schwadronsbüro beordert, wo ich vom Kommandanten im Beisein von weiteren Offizieren wegen meines Dienstes bei der Verpflegungstransportkolonne 12 verhört und alsdann gerüffelt wurde. Man sagte mir, dass es ohne Bewilligung des eigenen Einheitskommandos verboten sei, bei einer andern Truppe Dienst zu leisten. Es wurde mir sogar vorgetragen, dass mein Verhalten mit der Leistung fremder Kriegsdienste zu vergleichen und höchst strafbar sei. Auf eine Disziplinarstrafe werde jedoch für diesmal verzichtet. Obschon ich den Offizieren erklärte, dass unser Transportgeschäft in Teufen meine Erwerbsquelle sei, wie bei Landwirten das Kulturland und das Vieh, fand ich bei den Vorgesetzten kein Gehör.

Ich brauchte einige Zeit, um mich vom guten und menschlichen Ton in der Transportkolonne 12 wieder an die rauhen Sitten der Kavallerie zu gewöhnen.

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10. Unmögliche Befehle und Weisungen

Auf den berittenen Märschen war uns befohlen, allfällige Befehle oder Meldungen des an der Spitze reitenden Kommandanten bis zum hintersten Zug weiterzugeben. So hiess es hiess u.a. immer wieder :
"Herren Offiziere an die Spitze". Herren Offiziere, Herren Offiziere .... !
Damit sich die Dragoner noch untertäniger fühlen und benehmen sollten, kam von Zeit zu Zeit der Befehl "von weit oben", dass die Unteroffiziere die Soldaten per "Sie" anzusprechen hätten - und umgekehrt. Solche Befehle wurden aber nie ernsthaft befolgt, da sich viele Unteroffiziere und Soldaten aus dem Zivilleben gut kannten und weiterhin duzten.

Die Offiziere versuchten auch immer wieder, uns zu belehren, dass jeder Befehl einen gewissen Sinn habe und daher zu befolgen sei, auch wenn er im Moment vielleicht unlogisch erscheine. Im Klartext : Die Dragoner hätten nichts zu denken, sondern nur zu gehorchen und Befehle auszuführen.

1939 und 1940 wurde ein wesentlicher Teil der Arbeitszeit zum täglichen Entrosten des Säbels - und während des ganzen Aktivdienstes zur Reinigung von Karabinern, Bajonetten, Sattelzeug und Taschenmessern etc. verschwendet. Dass die Schuhnägel nicht auch noch poliert werden mussten, schien uns fast ein Wunder zu sein.

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11. Wer nicht schweigen kann, schadet der Heimat

Diesen Vers, der auch auf entsprechenden Plakaten stand, musste sich jeder Wehrmann merken.


So wurde uns u.a. untersagt, den Angehörigen zu Hause weder telefonisch noch brieflich den jeweiligen Truppenstandort bekannt zu geben. Auch die Feldpoststempel wiesen keinen Abgangsort auf.
Als eigenartig empfanden wir aber, dass z.B. an Sonntagen die Gemahlinnen oder Freundinnen der diensthabenden Offiziere zu Besuch kamen, ohne zu wissen, wo sich unsere Truppe im Dienste befand (!).

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12. Gruss- und Meldepflicht

Beim Eintreten eines Offiziers in ein Restaurant mussten die darin sitzenden Unteroffiziere und Soldaten aufstehen und Achtungstellung annehmen. Später wurde dieser Befehl soweit abgeschwächt, dass man sitzenbleiben durfte und sich zum Gruss nur noch "aufrichten" musste.
Falls sich beim Betreten eines Restaurants bereits ein Offizier darin befand, musste der Eintretende Achtungstellung annehmen. Uebrigens: Entgegen den Gepflogenheiten des Grossteils der Armee, bei der Achtungstellung den linken Fuss an den rechten zu ziehen, war dies bei uns Dragonern umgekehrt.

Es war Befehl, Personenwagen mit Brigade-, Divisions- und Armeekorps-Standarten - z.B. den Wagen unseres Kommandanten der Leichten Brigade 3 - zu grüssen, sei es mit Handgruss oder mit Achtungstellung. Es sei egal, ob sich die betreffenden hohen Offiziere im Auto befänden oder nicht, denn man könne dies von aussen meist nicht feststellen. So kam es öfters vor, dass nur der Motorfahrer mit
unserem Gruss "geehrt" wurde.

Ein ähnlicher Befehl galt auch, wenn irgendwo ein berittener Offizier in der Umgebung auftauchte.

Wenn sich Offiziere unsern Stallungen, Unterkünften oder Ausbildungsplätzen etc. näherten, mussten allesamt Achtungstellung annehmen. Gleichzeitig musste ein Unteroffizier, Gefreiter oder Dragoner die "Ansammlung" melden. Sofern der Rang des Offiziers nicht genau sichtbar war, musste der mutmasslich höchste Rang angesprochen werden. Wenn z.B. ein Hauptmann versehentlich einmal mit Oberst angesprochen wurde, wurde dies genehmigt, aber beileibe nicht umgekehrt.

Wir Soldaten erachteten diese Gruss- und Meldepflicht als einen Unsinn.

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13. Inspektionen und Strafen

Der Kommandant der Aufkl Abt 7, dem meistens auch die Schwadron 21 unterstellt war, hatte es vorwiegend auf die Kontrolle des Saccocheninhalts abgesehen, nämlich, ob sie auch wirklich nach Reglement gefüllt seien. Der Mannschaft wurde genau befohlen, was sich darin befinden dürfe. Raucherwaren und Lebensmittel waren beispielsweise streng verboten.

Und dann die Hosensäcke: Links durfte nur das Taschenmesser und rechts nur der Geldbeutel sowie ein sauberes Taschentuch sein. Fehlbare Dragoner wurden mit zusätzlicher Wache oder mit Nachtmärschen bestraft, wobei oft auch die vorgesetzten Unteroffiziere wegen unzureichender Kontrolle - und manchmal noch verschärft - bestraft wurden.

Fehlende Nägel beim Schuhwerk oder fehlende Knöpfe an der Bekleidung waren ebenfalls ein Bestrafungsgrund. Der Reinigungsgrad der Pferde und des Sattelzeugs wurde hingegen von den Offizieren oft sehr unterschiedlich beurteilt, je nachdem, wer inspizierte bzw. welcher Soldat die Tiere oder die Gegenstände vorzeigen musste. Die gleichen Sachen wurden somit das eine Mal als sauber und das nächste Mal als schmutzig erklärt, ohne dass daran etwas geändert worden wäre. Dies erboste die Mannschaft, und den Offizieren wurde Parteilichkeit vorgeworfen.

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14. Zwei fast unglaubliche Dragoner-Schicksale

Dragoner Fritz, Jg. 1918, aus einer Arztfamilie stammend, war ein pflichtbewusster Soldat, der bereits ein Agronom-Studium begonnen hatte. Der etwas sensible Bursche konnte sich nie an die rauhen Sitten in der Schwadron gewöhnen. Als es in seinem Zug bekannt wurde, dass Fritz für jeden guten Rat von Kameraden dankbar und sogar dafür zu zahlen bereit war, wurde sein guter Wille oft arg missbraucht. Für jede Handreichung liessen sich sog. Kameraden entschädigen.

Zur Pflege seines Pferdes, z.B. wegen eines geschwollenen Beines, wurde ihm geraten, neben der tierärztlich verordneten Therapie des öfteren Schnaps einzureiben, was die Heilung beschleunigen werde.
Fritz musste den Schnaps bezahlen - und statt ihn einzureiben, wurde er von den sog. Kameraden getrunken.

Hie und da musste sein Pferd in die Schmiede, um die Beschläge zu kontrollieren bzw. in Ordnung zu bringen. Von der Schmiedemannschaft wurde Fritz versichert, dass man sein Pferd besonders gut warten werde, wenn er Tranksame spendiere. Manchmal anerboten sich sog. Kameraden, mit seinem Fuchs in die Schmiede zu gehen, um Fritz das anstrengende Beine-Hochhalten abzunehmen, was natürlich nur gegen entsprechende Entschädigung erfolgte. Aehnlich erging es Fritz auch beim Wache-Schieben.

Um den geplagten Dragoner Fritz etwas zu schonen, gaben ihm die Vorgesetzten einen neuen Posten, nämlich die Herren Offiziere bei den Mahlzeiten zu bedienen, wofür er sich weisse Handschuhe zu beschaffen hatte. Gesagt - getan: aber bald darauf erfolgte ein übler Scherz. Ein sog. Kamerad beschmierte die Falle der Speisezimmertüre mit Schuhwichse. Die blütenweissen Handschuhe, in denen er stolz den Service ausführte, wurden dabei so arg verdreckt, dass sie unbrauchbar waren, was den gewissenhaften Fritz sehr kränkte.

Verwerflich war auch das Verhalten einer Serviertochter, die Fritz die grosse Liebe schwor, was jedoch nur vorgetäuscht war. Als Fritz die Illusion erkannte, machte er sich so schwere Gedanken, dass der Beizug der Militärjustiz erforderlich wurde. Fritz wurde dann von der Schwadron 21 verabschiedet. Notabene: Nach seinem Studium erstand und bewirtschaftete er im Kanton Aargau ein grosses Bauerngut.

Ein anderes Beispiel: Am 25. Juli 1940, zwei Tage vor unserer Entlassung, waren wir in Ebnat-Kappel untergebracht. Dort gab der Schwadronskommandant den Befehl, dass sich die ganze Mannschaft nach dem Mittagessen beim Schwimmbad einfinden müsse, und jeder ohne Ausnahme ins Bad zu steigen habe.

Dragoner Johann Koller aus Eggerstanden (AI) war Nichtschwimmer und sehr wasserscheu. Um dem Bad zu entgehen, verbarg er sich zunächst hinter den Umkleidekabinen. Als er dort entdeckt wurde, sollte er ins ungeliebte Nass getragen werden. Es gelang ihm jedoch, auszureissen und in die nächste Kabine zu flüchten. Aber welche Ueberraschung : In der Kabine befand sich bereits eine Dame beim Umkleiden.

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15. Ein guter Soldat ist verpönt

Wachtmeister Oskar Saxer, Jg. 1912, der in Altstätten eine Mosterei und Brennerei betrieb, war ein sensibler, jedoch geachteter Mann, der alles gut und perfekt machen wollte, wie es seine Pflicht war. Seine Perfektheit war aber bei seiner Mannschaft, dem Kommandozug, wenig erwünscht. So wurde er immer wieder geärgert und gereizt.

Beispiele : Während sich Saxer anschickte, dem Kommandanten die Bereitstellung des Kommandozugs zu melden, wurde sein Sattelzeug so locker gegurtet, dass - sobald er aufsitzen wollte - der Sattel vom Rücken des Pferdes zum Bauch hinunter rutschte. Oder es wurde ein Zügel aus der Schnalle genommen und nur etwas eingeschlauft, so dass Saxer beim Wegreiten nur noch lose Zügel in den Händen hielt. Wenn sich die Schwadron zum Abmarsch in Gang setzte, musste der geplagte Wachtmeister erst sein Sattelzeug in Ordnung bringen, was bei ihm verständlicherweise hie und da zu Wutausbrüchen führte.
Als nach dem Aktivdienst die "Dragoner-Vereinigung 1939-45" gegründet wurde, war Saxer auch Mitglied. Den bei der Schwadron 21 während des Aktivdienstes erlittenen Ärger konnte er aber nie vergessen, so dass er sich von einer weitergehenden Kameradschaft fern hielt.

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16. Unreglementarische, ungerechtfertigte und ungerechte Bestrafungen

Bedenklich stimmte uns alle, dass einer unserer Kommandanten beim Kontrollieren der Polizeiwache den Dragoner Stefan Ziegler (Waldkirch) nur wegen einer offenen Achselklappe mit einem 40 km Nachtmarsch bestrafte - und dies erst noch kurz vor Kriegsende. Dass eine derartige Bestrafung eines sonst wirklich zuverlässigen und pflichtbewussten Dragoners kein besonders gutes Klima bewirkte, lag auf der Hand. Auch Dragoner Georges Brunnschweiler (Regensdorf), der sich anlässlich eines Felddienstes erlaubte, den Ohrenschlauch (unter dem Stahlhelm) ohne Befehl auszuziehen, wurde anschliessend mit einem Nachtmarsch bestraft.

Dabei waren damals schon - wie auch heute noch - die von den Kommandanten zu verhängenden Strafen im Dienstreglement genau geregelt, nämlich : Verweis, einfacher Arrest oder scharfer Arrest - und sonst gar nichts. Im Aktivdienst waren aber zahllose andere kleinere und grössere Strafen üblich.

Glücklicherweise gaben uns die meist gute Kameradschaft unter den Dragonern als auch die uns ans Herz gewachsenen "Eidgenossen" (Reitpferde) einen gewissen Halt, so dass wir nie gemeutert oder allzu sehr aufbegehrt haben.

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17. Racheakt und Schicksalsschlag

In unserer Schwadron waren u.a. zwei Schwerathleten (Schwinger) eingeteilt, nämlich die Gebrüder Stiffler aus Davos, Hans mit Jg. 1913 und Konrad mit Jg. 1916. Jeder brachte ein Gewicht von ca. 120 kg auf die Waage. Sie hatten auch etwas schwerere Pferde, die aber für längere Ritte mit Vollpackung nicht taugten und daher immer wieder lahm gingen.

Wenn die Pferde ab und zu tierärztlich behandelt werden mussten, wurden die Brüder mit anderen Aufgaben betraut. Abwechslungsweise - bzw. etwas vermehrt Konrad - wurden sie u.a. auch mit ärztlichen Dispensationen ausgestattet. So war es ihnen möglich, sich öfters von strapaziösen Einsätzen fern zu halten.

Der Schwadronskommandant war stolz auf diese beiden bärenstarken Bündner und gewährte ihnen auch sonst mehr Rechte als dem gewöhnlichen Volk.

Als jedoch Konrad Stiffler seine Privilegien einmal missbrauchte, kam er mit seinem Zugführer in den Clinch. Im Anschluss an eine Auseinandersetzung verwendete sich aber der Offizier dafür, dass Konrad nur mit einigen Tagen Arrest bestraft wurde.

Unser Zugführer war im Zivilleben ein tüchtiger Viehhändler. In dieser Eigenschaft besuchte er gelegentlich in Zivilkleidung den Hauptmarkt in Altstätten (SG). Da an einem Markttag auch Konrad Stiffler zivil in Altstätten war, trafen sie sich im Marktgedränge. Stiffler entriss dem Offizier den Viehhändler-Handstock und verklopfte ihm damit den Hinterteil. Die Streiche sollen so heftig gewesen sein, dass der Stock beim zweiten Schlag zerbrochen sein soll. Anschliessend soll Stiffler dem Offizier die Hand zur Versöhnung gereicht haben, da sie jetzt "quitt" seien. Wie dieser Zwischenfall endete, entzieht sich meiner Kenntnis.

Später erlitt der Offizier einen schweren Reitunfall, der ihn vom hohen Ross herunter für 25 Jahre an den Rollstuhl fesselte.

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18. Unrühmliche Flucht vieler Zivilisten aus den Grenzregionen ins Landesinnere

Das Verteidigungskonzept unseres Armeekommandos sah vor, das grenznahe Gebiet an Bodensee und Rhein - und ab 1940 bzw. 1941 auch fast das ganze Mittelland - nur durch die Grenztruppen und die
Leichten Brigaden zu verteidigen, während sich das Gros der Armee im gebirgigen Gelände verschanzt hielt, um dort nachhaltig zu kämpfen. Ab 25. Juli 1940 wurde dieses Gebirgsgelände "Reduit" genannt.

Die Zivilbevölkerung in den Grenzräumen und später auch im Mittelland kam sich durch die Armee zu wenig geschützt vor.

So ist es nicht verwunderlich, dass anlässlich der beiden Kriegsmobilmachungen vom September 1939 und vor allem vom Mai 1940 - in Erwartung einer deutschen Invasion - eine grosse Zahl von begüterten Familien (denn nur diese verfügten damals über eigene Motorfahrzeuge) aus dem nordöstlichen Grenzgebiet flüchtete. Mit ihren Personenautos, deren Dächer teils hoch mit Bettzeug udgl. beladen waren, fuhren die Leute ins Glarnerland und in die Innerschweiz. Mit Kind und Kegel wurde so versucht, einem allfälligen deutschen Angriff auf die Schweiz zu entkommen. Auf Hotels, Ferienhäuser etc. im Landesinnern gab es einen grossen Ansturm.

Dazu kam, dass die mobilisierenden Truppen durch die zivilen Autokolonnen teilweise arg behindert wurden. Und die weniger begüterten Wehrmänner, deren Familien wegen fehlender Autos nicht fliehen konnten, kamen sich verschaukelt vor und waren, gelinde gesagt, ungehalten über diesen Flüchtlingsstrom.

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19. Empfang von Bundesrat Karl Kobelt in St.Gallen

In die Dienstzeit in Gossau (SG) fiel im Dezember 1940 die Wahl des neuen Bundesrats Karl Kobelt,der auf den 1. Januar 1941 den beliebten Vorsteher des Eidgenössischen Militärdepartements, Rudolf Minger, ablöste. Die Regierung des Kantons St.Gallen, dessen Baudirektor Karl Kobelt gewesen war, bereitete ihm sowie Regierungsvertretern des Bundes und hohen Offizieren in der Stadt St.Gallen einen grossen Empfang.

Bundesrat Kobelt sollte am späteren Nachmittag mit der Bahn in St. Gallen eintreffen. Unsere Schwadron 21 war beauftragt, den hohen Gast als Ehrengarde vom Bahnhof zum Restaurant Schützengarten zu geleiten. Es waren auch etliche Musikkorps aufgeboten, und man erwartete viel Volk. Auf diese Festlichkeit hin mussten wir die Pferde, das Reitzeug und die Mannschaftsausrüstung peinlichst auf Hochglanz bringen. Auch mussten wir unsere Ausgangswaffenröcke im Magazin fassen, um dem hohen Magistraten einen guten Eindruck zu machen.

Unser Kommandant bemühte sich, die Schwadron rechtzeitig (was bei Militär "zu früh" bedeutete),in St.Gallen bereit zu stellen. Zur verfrühten Bereitstellung kam die verspätete Ankunft des Eisenbahnzugs, weil der Zug in Wil und Gossau zwecks Ehrenbezeugungen Halt machen musste. Wegen der langen Wartezeit bis zur Abenddämmerung wurden die Strassen von Pferdemist übersät und es floss viel Harn auf die Strasse. Und die blitzblanke Aufmachung unserer Schwadron kam dann im Dämmerlicht ohnehin kaum zur Geltung.

Die mitwirkenden Vereine und Musikkorps sowie unsere Mannschaft wurden mit einem Schüblig und Bürli abgespiesen. Dank dieser ausserordentlichen Verpflegung wurde die Schwadronskasse geschont, denn es gab am selbigen Abend kein Abendessen mehr.

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20. Liquidation der Schweizer Kavallerie

Eine Kosten-Nutzen-Analyse und vor allem auch die stets zunehmende Modernisierung der Armee mit motorisierten und gepanzerten Truppen etc. bewog 1972 den Bundesrat und die Bundesversammlung,
die Schweizer Kavallerie aufzulösen.

Ich vermute aber, dass auch der teilweise üble und rüde Führungsstil unseres Offizierskorps an der Liquidation der Kavallerie mitschuldig war.

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21. Zum Schluss noch zwei positive Diensterlebnisse mit anderen Einheiten

Aus dem von meinem Vater im Jahre 1897 (!) erworbenen Fuhrhaltereibetrieb in Teufen hatte sich ab 1927 ein Lastwagen-Transportbetrieb entwickelt. 1940 bestellten wir bei der Motorfahrzeugfabrik FBW in Wetzikon einen neuen Lastwagen mit IMBERT-Holzgas-Generatoranlage. 1942 wurde uns der nach Armeevorschriften gebaute Wagen ausgeliefert und genoss alsdann ein Jahr Militärdienstfreiheit.

Am 12. Juli 1943 wurde unser Fahrzeug von der Armee requiriert und der Verpflegungstransportkolonne 12 zugeteilt. Ich musste - feldmarschmässig ausgerüstet - den Wagen auf den Mobilmachungsplatz Chur überführen, wo ich, wie üblich, solange bleiben musste, bis mich ein geeigneter Fahrer ablösen würde. Während dieser Zeit war meine Einheit, die Drag Schw 21, nicht im Aktivdienst. Da ich ohne unser Fahrzeug im elterlichen Betrieb in Teufen keine nützliche Arbeit verrichten konnte, blieb ich bis am
10. November 1943 als Fahrer unseres Lastwagens bei der Transportkolonne 12. Gleichzeitig waren noch zwei weitere FBW Holzgas-Fahrzeuge in dieser Einheit eingesetzt. Unsere Aufgabe war der Lebensmittel- und Fourragetransport von der Markthalle Chur ins Domleschg sowie nach Flims und auf die Lenzerheide.

Alle Strassen waren noch ohne Hartbelag, d.h. Staubstrassen.

Die Mannschaftsunterkunft befand sich im Saal des Volkshauses Chur und der Motorfahrzeugpark am Lindenquai beim Restaurant Zollhaus. Chur war damals noch ein wirklich nettes Städtchen, ohne Parkplatzsorgen (und ohne Bischof Haas !).

Gegenüber unserem Parkplatz am Flüsschen Plessur befand sich die Wirtschaft Obertor, die damals der Treffpunkt der Jenischen (= Bündner Zigeuner) war. Am Strassenrand parkierten die Jenischen ihre pferde- und eselgezogenen Zigeunerwagen als auch ihre Handkarren. Manchmal standen die gleichen Zigeunerwagen stundenlang vor dem Wirtshaus Obertor.

Unser Kommandant war Oblt Luchsinger mit seinen Offizieren Oblt Sieber und Lt Hatz (bei Saurer Arbon). Als Werkstattchef fungierte Jacques Gyr-Schefer aus Teufen, eingeteilt im Armeemotorfahrzeugpark Chur. Obschon der Dienstbetrieb auch bei der Transportkolonne 12 in militärischer Ordnung vor sich gehen musste, herrschte eine angenehme Atmosphäre und eine gute und menschliche Behandlung durch die Vorgesetzten. Ein Kamerad, der schon seit längerer Zeit freiwilligen Dienst bei der Kolonne leistete, war Victor Torriani, Vater des später bekannten Sängers Vico Torriani.

Das andere positive Erlebnis : Wie bereits erwähnt, leistete ich im November/Dezember 1941 wegen des Aufenthalts meines Pferdes in der Pferdekuranstalt als Nichtberittener eine Zeitlang Dienst bei der Hilfsdienst Arbeitskompanie 402 in Altstätten (SG). Ich hatte mit einem Fuhrwerk Zement für den Bunker- und Panzersperrenbau in Reute-Knollhausen vom Rheintal ins Appenzellerland hinauf zu karren. Im Unterschied zur Drag Schw 21 wurden wir dort überaus gut und menschlich behandelt.

Ausser den Arbeits-HD der Kompanie standen auch zahlreiche arbeitslose nichtdienstpflichtige Männer im Freiwilligen-Einsatz. Für deren Familien war es eine grosse Wohltat, dass ihre Oberhäupter von der Armee eingekleidet und verpflegt wurden und die Familien in den Genuss des Lohnausgleichs kamen. Man sprach damals sogar davon, dass diese Institution vermutlich auch nach Kriegsende aufrechterhalten bleibe, um so einer möglichen Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken.

Ich kann mich noch gut erinnern, dass bei Zivilstandsmitteilungen die berufliche Tätigkeit des Mannes z.B. als "Oberleutnant" bezeichnet wurde. Denn kaum jemand hätte damals geglaubt, dass die Wirtschaft nach dem Krieg rasch florieren würde.

Auch nach Kriegsende soll es eine grössere Anzahl Wehrmänner gegeben haben, die sich freiwillig für Posten in der Armee zur Verfügung stellten, bis sie dank der beginnenden Hochkonjunktur anfangs der 1950er-Jahre eine Stelle bei einer zivilen Firma bekamen.

Paul Studach

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